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Ruanda, Berggorillas und andere Primaten
Seit ich vor vielen Jahren den Film „Gorillas im Nebel“, der das Leben von Dian Fossey mit den Gorillas zeigt, gesehen hatte, war es ein Traum, den Berggorillas zu begegnen.
Aber wie es die Silbe „Berg“ schon sagt, leben die Reste der Population in den Höhenlagen zwischen 1800 und über 4000 m im Grenzgebiet von Uganda, Kongo und Ruanda, dem Gebiet der Virungavulkane. Hier leben 480 von nur noch 790 auf der Welt verbliebenen Berggorillas. Aber ich wusste nicht, ob ich in meinem Alter noch die Kondition zum Aufstieg in die Höhen der Nationalparks hätte. Also erst einmal eine Recherche im Internet. Alle Aussagen gipfelten in dem Resümee, dass ein Besuch der Gorillas zwar sehr anstrengend aber doch machbar sei. Am erfolgreichsten schien ein Besuch in Ruanda, dem Land der tausend Hügel zu sein. Hier arbeitete Dian Fossey im Vulkan-Nationalpark einem etwa 13.000 Hektar großen Nationalpark im Nordwesten Ruandas.
Bei Ruanda fallen einem eigentlich nur die Konflikte zwischen den Volksgruppen der Hutu und Tutsi ein, die im Völkermord an den Tutsi 1994 gipfelten. Als dann noch Berichte über Unruhen im Nachbarland Burundi durch die Medien gingen kamen Zweifel auf. Aber wenn nicht jetzt, wann dann? Weitere Recherchen im Internet führten mich zu Accept Reisen in Aachen. Mehrere äußerst positive Gespräche mit der Geschäftsführerin Dagmar Müller machten mir die Entscheidung einfach, ich buchte eine Ruanda Rundreise mit Berggorillatrekking.
Nach einem langen Flug mit Äthiopien Airlines stehe ich nun vor unserem Hotel in Kigali. Sehr überrascht bin ich von der Sauberkeit der Stadt, sicherlich eine der saubersten Hauptstädte Afrikas. Seit ca. 20 Jahren sind Plastiktüten verboten, man benutzt Papiertüten. Am Abend erfahre ich, dass Ruanda allen anderen afrikanischen Ländern ein Vorbild im Umweltschutz ist. Illegale Müllentsorgung wird mit mindestens 1.500 Dollar Strafe oder bis zu zwei Jahren Gefängnis geahndet. Einmal im Monat reinigen die Einwohner ihr Land, mit sehr großem Erfolg, wie unsere Reisegruppe feststellen kann. Doch erst einmal ausschlafen.
Nach dem Frühstück erwartet uns unser Fahrer, der uns einen kurzen Einblick in die zu erwartenden Abenteuer der nächsten Woche gibt. Dieser Guide ist ein Glücksfall, mit seinem Wissen beschert er uns unvergleichliche Momente. Herzlichen Dank dafür. Ein komfortabler Jeep bringt uns von Kigali mit einem Zwischenstopp auf einem farbenfrohen lokalen Markt über Ruhengeri zum Eingang des Volcanoes Nationalpark. Die Bambou Gorilla Lodge bietet neben sehr guten Essen auch eine komfortable Unterkunft. Wir besuchen am Nachmittag das Iby’Iwacu Cultural Village. Hier können wir Einblicke in das tägliche Leben und die Traditionen der Bewohner gewinnen sowie die Vorstellung der Intore Tänzer genießen. Am Abend in der Lodge wird uns ein Film mit sehr beeindruckenden Bildern gezeigt und bringt uns die Berggorillas sehr nah, lässt bei allen Teilnehmern unserer Gruppe aber die Zweifel an der Machbarkeit des Aufstiegs aufkommen, sind wir doch alle nicht mehr die Jüngsten. Unruhig ist deshalb auch mein Schlaf.
Sehr früh müssen wir aufstehen, Frühstück, dann los, ein Parkranger wird unserer Gruppe, jetzt bestehend aus den 5 Mitgliedern unserer Reisegruppe und zwei Frankokanadiern zugeteilt (maximal darf eine Gruppe acht Personen umfassen). Um 7 Uhr morgens beginnt die Wanderung, erst durch Felder, dann durch Bambuswald, auf der Suche nach einer der hier lebenden Familien der Berggorillas. Wichtig für das Trekking sind ausreichend Wasser, eine wasserdichte, atmungsaktive Jacke und eingelaufene Trekkingschuhe. Wer möchte, kann für 10 Dollar einen Träger für das persönliche Gepäck anheuern. Ich verzichte darauf, man ist ja stark. Hinterher habe ich es bereut.
Schon nach einer halben Stunde sind Golden Monkeys am Waldrand zu sehen. Auf Elefanten- und Büffelfaden geht es im Nieselregen immer bergauf, die Luft wird langsam dünn. Beeindruckend ist das Spiel des Lichts in Bambus und Flechten. Man sollte jedoch immer auf den rutschigen Pfad achten, Stürze können das Abenteuer schnell beenden. Bei so einem Sturz breche ich mir zwei Rippen und will aufgeben. Doch Ranger und die Mitglieder der Reisegruppe muntern mich immer wieder auf. Endlich hat der Ranger Kontakt zu den Fährtensuchern, die der Gorillafamilie seit dem Sonnenaufgang folgen, anscheinend sind sie ganz in der Nähe. Ich atme auf, gleich sind wir da. Doch wieder haben wir Pech, die Hirwa Group stellt sich noch einmal um und klettert einige hundert Meter höher auf einen Hügel. Ich denke nochmals ans Aufgeben, doch der Zuspruch von allen Seiten mindert die Schmerzen. Eine weitere halbe Stunde heißt es den inneren Schweinehund zu überwinden. Die Luft wird noch dünner, der Pfad glitschiger. Mit Hilfe des Rangers und eines seiner Begleiter schaffe ich tatsächlich den letzten Anstieg und stehe 5 m entfernt vor einer Gorilladame. Ich hocke mich in das durchnässte Unterholz und genieße den Augenblick. Nach und nach kommen alle 18 Mitglieder der Gruppe in Anblick. Die Erwachsenen beschäftigen sich mit dem Fressen von Bambussprösslingen und Flechten (Urera hypselodendron). Die im vorigen Jahr geborenen Zwillinge halten Mittagsschlaf und die Teenager Aheza und Twitabeho machen einen sportlichen Wettkampf in den Lianen. Twitabeho sieht wie der sichere Sieger aus, bis Aheza die Liane durchnagt und Twitabeho aus 5 m Höhe auf den Boden stürzt. Die Schmerzen sind vergessen, Fotos und Videos aus geringer Entfernung entstehen, Erinnerungen an ein „einmal im Leben“ entstehen. Eins der 3 Babys legt seinen Kopf auf meinen Schuh, was für ein Erlebnis. Viel zu schnell geht die Zeit vorbei, der Ranger mahnt zum Aufbruch. Der Abstieg gestaltet sich ebenso beschwerlich wie der Aufstieg, diesmal nehme ich jedoch die grandiose Landschaft war. Am Jeep angekommen ist jeder glücklich und ein wenig stolz auf seine Leistung. Leider haben wir keine Zeit zum Besuch des Old Karisoke Research Centre und der Gräber von Dian Fossey und der Berggorillas. In der Bambou Gorilla Lodge kann ich noch etliche Aufnahmen von 3 verschiedenen Chamäleonarten machen.
Nach dem Frühstück erhalten wir die Treckingurkunden und machen uns auf den Weg über die Berge und Hügel Ruandas nach Kibuye am Lake Kivu. Wieder hat Accept Reisen eine sehr schöne Lodge direkt am See ausgesucht. Alle sind kaputt und beschließen, am Nachmittag auszuruhen oder die Muskeln bei einem Bad im See zu entspannen. Morgens wird bei leider schlechtem Wetter eine Bootstour unternommen. Der Aufstieg auf einen Inselberg zu den Flughunden ist allen zu beschwerlich, wir beschließen einen Fischmarkt zu besuchen, wir bereuen es nicht. Wieder erhalten wir Einblicke in das örtliche Leben, die Auslegerboote der Fischer habe ich in dieser Art bisher nirgends gesehen.
Viel zu schnell geht die Zeit vorbei, wir müssen zum Nyungwe Nationalpark, einem Bergregenwald im Südwesten Ruandas, aufbrechen. Er ist der größte zusammenhängende Bergwald in Ost- und Zentralafrika. 13 Primatenarten leben hier, darunter Schimpansen, Ruwenzori-Colobusaffen, Mantelaffen, Grauwangenmangaben, Vollbartmeerkatzen und Bärenstummelaffen. Der Nyungwe Nationalpark hat weltweit die größte Primatendichte. Im Nebelwald wachsen auch über einhundert Orchideensorten. Vogelliebhaber werden begeistert sein, ca. dreihundert Vogelarten sind heimisch, davon 24 endemisch. Uns gelingen bei einer Abendpirsch mit dem Jeep auf der Hauptstraße, die mitten durch den Nationalpark führt, gute Fotos von der Landschaft sowie Turacos und Waldaffen.
Der Schmerz durch die gebrochenen Rippen ist unerträglich, andere Mitglieder der Gruppe haben Muskelkater. Wir beschließen auf das Schimpansen Trecking zu verzichten. Ein Ranger holt uns zu einem „Spaziergang“ zu den Colobusaffen ab. Zuerst wandern wir durch Teeplantagen, dann erreichen wir den Wald. Eine gigantische Artenvielfalt an grünen und blühenden Pflanzen, von denen viele sogar noch unbenannt sind, gibt uns einen Eindruck von einem Bergregenwald. Von den 120 Schmetterlingsarten können wir etliche mit der Kamera einfangen. Die Tracker können die Affen lokalisieren, und wir haben zwei Stunden Zeit, ihre Flugkunststücke zu bewundern. Ziemlich fertig komme ich in meinen Bungalow zurück und beschließe, den Rest des Tages auf der Terrasse zu verbringen. Auf den Canopy Walkway, einer in 50 m Höhe durch Baumwipfel führende Hängebrücke, verzichte ich schweren Herzens.
Am frühen Morgen verlassen wir die Lodge, durchqueren auf der Hauptstraße den Nyungwe Nationalpark. Wieder können wir seltene Affenarten und uns teilweise unbekannte Vogelarten beobachten. Über Gikongoro fahren wir nach Butare, welches als kulturelle Hauptstadt Ruandas gilt. Hier befindet sich auch das Nationalmuseum. Der Besuch lohnt sich, neben den Einblicken in die Geschichte des Landes können wir recht preiswert Produkte der einheimischen Kunsthandwerker erwerben. Diese Mitbringsel erfreuen später die Familie. Weiterfahrt nach Nyanza, diese Stadt ist die ehemalige politische Hauptstadt. Hier befindet sich der antike Königspalast. Wir können die Königshäuser sehen, die mit originalen Gegenständen die Geschichte des Mwami, des Königs, anschaulich macht.
Ziemlich geschlaucht erreichen wir am Abend unser Hotel in Kigali.
Am Morgen ist der Besuch eines Waisenhauses geplant. Vor Ort erklärt man uns, dass seit vielen Jahren Waisen nur noch in Familien untergebracht werden. Das ehemalige Waisenhaus steht heute Kindern und Jugendlichen als Freizeitstätte zur Verfügung. Jetzt ist die Zeit zum Abschied nehmen gekommen. Mit unvergleichlichen Erlebnissen, die ich aus vollem Herzen jedem empfehlen kann, geht es weiter nach Kenia. Davon später mehr. Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön an das Team von Accept Reisen für die perfekte Organisation.
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