Während die fünfte Jahreszeit in Deutschland gerade beginnt, feierten die Kapstädter in Südafrika bereits am 1. bis 7. Januar ihr Karnevalsfest, Cape Town Minstrel Carnival.
Das Karnevalsfest, das früher auch Tweede Nuwe Jaar oder Coon Carneval hieß, blickt auf eine lange Geschichte zurück. Es fand erstmals nach der Abschaffung der Sklaverei 1834 in Kapstadt statt. Die Sklaven aus Südostasien wurden nach der Abschaffung der Sklaverei als Lohnsklaven behalten und hatten damals häufig nur an diesem Tag nach Silvester frei. Sie tanzten im Frack durch die Straßen um ihr Neujahrsfest, Tweede Nuwe Jahr zu feiern und ihren niederländischen Herren zu verspotten.
Aus dem Coon Carneval und Tweede Nuwe Jahr entstand der politisch korrekte Name, Cape Town Minstrel Carnival, aufgrund der rassistischen Konnotation des Wortes coon, der in der USA ein Synonym für „Nigger“ ist. In Südafrika leitete sich der Name jedoch von den Ministrels ab, weißen Spielmänner aus den USA, die sich schwarz schminkten, ab. Die südafrikanischen Karnevalisten, Kaapse Klopse genannt, wandelten die Verkleidung ab, indem sie sich ihre Gesichter schwarz anmalten. Das führte zu dem Namen Coon Carnival ( engl. racoon=Waschbär). Mittlerweile sind die Kaapse Klopse in allen Farben geschminkt und feiern die Mischkultur der Regenbogenkultur Südafrikas, wo kulturelle Einflüsse aus Holland, Louisiana, Arabien, Malaysia und Afrika verschmelzen.
Die Coloureds, die Wurzeln aus diesen Ländern haben, feiern ihre kulturelle Identität und ziehen bunt bemalt zu Tausenden durch die Straßen und singen dabei moppies, südafrikanische Spottlieder. Auch Nelson Mandela nahm 1998 an den Feierlichkeiten teil, in einer Mischung aus modernen und traditionellen Jackett mit grüner Paillettenjacke und orangefarbener Hose.
Jährlich gehen bis zu 13.000 Kaapse Klopse mit leuchtenden Farben auf die Straße und tragen entweder bunte Regenschirme oder spielen eine Reihe von Musikinstrumenten, wie Trompeten und Trillerpfeifen. Sie feiern ebenfalls ein Teil der aktuelleren Geschichte: das Ende der Apartheidsregierung. Dabei erobern sie die Stadtteile neu aus denen sie vertrieben wurden, weil sie coloureds waren. Sie ahmen mit ihrer Parade das Militär nach, das ihre Wohnviertel mit Bulldozern zerstört hat.
Insgesamt nehmen circa 170 Karnevalsvereine aus Südafrika an den Feierlichkeiten teil, die ungefähr drei Wochen dauern und bereits ein Jahr vorher geplant werden. Da die Kapstädter gerne feiern gibt es neben dem Cape Town Minstrel Carnival mit historischen Hintergrund, im März ein weiteres eher kommerzielles Karnevalsfest, Cape Town Carnival mit 50.000 Zuschauen und zahlreichen Künstlern.